Modbus-Integration für Hoval-Anlagen leicht gemacht
Modbus-Integration für Hoval-Anlagen leicht gemacht
Wer seine Raumklima-Lösung von Hoval mittels Modbus steuern möchte, entscheidet sich für ein bewährtes Kommunikationsprotokoll, das eine nahtlose Integration in die Gebäudeleittechnik ermöglicht.
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Doch wie funktioniert das in der Praxis? Die sieben wichtigsten Anwendungsfälle zeigen auf, was zu beachten ist.
Modbus-Integration: Was Sie im Vorfeld beachten sollten
Damit die Integration der Raumklima-Lösung von Hoval mittels Modbus funktioniert, ist ein Modbus-Gateway von Hoval erforderlich – damit lässt sich die Verbindung sowohl über Modbus TCP als auch über Modbus RTU realisieren. Das Gateway übernimmt dabei die Rolle des Slaves, das bauseitige Modbus-System hingegen die Rolle des Masters. Welche Produkte von Hoval für die Modbus-Integration infrage kommen, lässt sich auf einen Blick erkennen: Der Schlüssel ist die Systemregelung TopTronic E, die am eingebauten Touchscreen direkt am jeweiligen Produkt erkennbar ist. Neu ausgelieferte Wärmeerzeuger sind seit 2015 mit der Regelungsgeneration TopTronic E ausgestattet.
Die Sollwertvorgabe erfolgt flexibel: Je nach gewünschter Anforderung ist es möglich, die Raumsolltemperatur oder die Vorlaufsolltemperatur vorzugeben. Beim Warmwasser ist hingegen immer die Warmwassersolltemperatur maßgeblich. Der Warmwassersollwert ist immer gesondert auszuführen, da Wärmeerzeuger auf einen Warmwassersollwert mit hoher Priorität und entsprechend höherer Leistungsfreigabe reagieren.
Bitte beachten Sie: Die im Folgenden beschriebenen Datenpunkte beziehen sich auf die Anwendung für Wärmeerzeuger (Wärmepumpen, Gaskessel, Pelletkessel, ...) bzw. auf die Komfortlüftung von Hoval, nicht aber auf die Anwendung für Fernwärmeübergabestationen.
Die wichtigsten Anwendungsfälle bei der Modbus-Integration anschaulich erklärt
Mit Modbus steht Ihnen ein Kommunikationsprotokoll zur Verfügung, das es ermöglicht, Ihr Hoval-System durch die Vielzahl von verfügbaren Datenpunkten präzise und effizient anzusteuern. Konkrete Anwendungsszenarien und Schritt-für-Schritt-Anleitungen helfen Ihnen dabei, die Modbus-Integration individuell und bedarfsgerecht zu gestalten.
Bitte beachten Sie: Bei manchen Funktionen ist es erforderlich, dass der Service von Hoval die Einstellungen vor Ort vornimmt, damit sich der Wärmeerzeuger von Hoval über Modbus ansteuern lässt. Diese Funktionen sind in den nachfolgenden Anwendungsfällen mit einem Stern (*) gekennzeichnet.
Fallbeispiel 1: Sollwertvorgabe für Raumtemperatur und Warmwasser über Modbus
Fallbeispiel 2: Sollwertvorgabe für Vorlauftemperatur und Warmwasser über Modbus
Fallbeispiel 3: Vorgabe eines Temperatursollwerts über Modbus direkt an den Wärmeerzeuger
Fallbeispiel 4: Vorgabe eines Leistungssollwerts über Modbus direkt an den Wärmeerzeuger
Fallbeispiel 5: Ansteuerung der Lüftungsanlage HomeVent über Modbus
Anwendungsfall 1
Sollwertvorgabe für Raumtemperatur und Warmwasser über Modbus: So funktioniert‘s
Vorgabe der Raumsolltemperatur
Gehen Sie wie folgt vor:
- Über Registeradresse 1478 „Betriebswahl Heizkreis 1“ die Betriebsart 4 = „Konstant/dauernder Normalbetrieb“ schreiben.
- Anschließend lässt sich der Raum-Sollwert über die Registeradresse 1481 „Normal-Raumtemperatur Heizkreis 1“ vorgeben.
Die Raumsolltemperatur wirkt sich auch auf die Berechnung der Vorlaufsolltemperatur aus. Die auf der Anlage eingestellte Heizkennlinie bezieht sich auf eine Raumsolltemperatur von 20 °C. Eine höhere Raumsolltemperatur erhöht die Vorlaufsolltemperatur, eine geringere Raumsolltemperatur reduziert sie.
Für Heizkreis 2 und 3 gilt dieselbe Vorgehensweise, lediglich die Datenpunkte ändern sich.
Alle Details dazu finden Sie in der Modbus-Guideline in Beispiel 1.
Sollwertvorgabe des Warmwassers
Gehen Sie wie folgt vor:
- Über Registeradresse 1496 „Betriebswahl Warmwasser“ die Betriebsart 4 = „Konstant/dauernder Normalbetrieb“ schreiben.
- Danach über Registeradresse 1497 „Normal-Wassertemperatur“ die Warmwassersolltemperatur vorgeben.
Der geschriebene Sollwert bleibt bis zum Senden eines neuen Werts aktiv.
Alle Details dazu finden Sie in der Modbus-Guideline in Beispiel 1.
Anwendungsfall 2
Sollwertvorgabe für Vorlauftemperatur und Warmwasser über Modbus: Was Sie beachten sollten
Sollwertvorgabe der Vorlauftemperatur – Heizen
Gehen Sie wie folgt vor:
- Unter Registeradresse 1490 „Vorlauf Soll Heizen Heizkreis 1“ den gewünschten Wert schreiben.
- Bei einem Wert von 0 °C ist die Heizung am Heizkreis ausgeschaltet.
- Bei einem Wert von mehr als 15 °C startet der Heizbetrieb.
Der geschriebene Sollwert bleibt bis zum Senden eines neuen Werts aktiv. Kommt es zu einem Unterbruch, so ist der Sollwert immer noch aktiv, bis ein neuer Wert über Modbus empfangen wird.
Für Heizkreis 2 und 3 gilt dieselbe Vorgehensweise, lediglich die Datenpunkte ändern sich.
Alle Details dazu finden Sie in der Modbus-Guideline in Beispiel 2.
Bitte beachten Sie: Ein im System verbauter Puffer – wie etwa bei Wärmepumpen – lässt sich nicht direkt beeinflussen. Man gibt den Sollwert über die Vorlaufsolltemperatur vor. Benötigt der Vorlauf beispielsweise einen Wert von 35 °C, wird dieser an den Puffer weitergegeben, und der Puffer hält diese Temperatur unter Einhaltung einer definierten Überhöhung.
Sollwertvorgabe der Vorlauftemperatur – Kühlen (*)
Beim Kühlen über den jeweiligen Heizkreis ist es nicht möglich, die Vorlaufsolltemperatur für den Heizfall zu verwenden. Stattdessen ist für die Kühlung ein eigener Sollwert über definierte Datenpunkte erforderlich. Hierzu ist es nötig, dass der Service von Hoval vor Ort auf der Anlage die nötigen Grundeinstellungen vornimmt. Erst danach lassen sich die in der Modbus-Guideline mit (*) gekennzeichneten Datenpunkte verwenden.
Gehen Sie nach der Grundeinstellung durch den Hoval-Service wie folgt vor:
- Unter Registeradresse 23754 „Vorlauf Soll Kühlen Heizkreis 1“ den gewünschten Wert schreiben.
Der geschriebene Sollwert bleibt bis zum Senden eines neuen Werts aktiv. Kommt es zu einem Unterbruch, so ist der Sollwert immer noch aktiv, bis ein neuer Wert über Modbus empfangen wird.
Für das Kühlen über Heizkreis 2 und 3 gilt dieselbe Vorgehensweise, lediglich die Datenpunkte ändern sich. Sind mehrere Heiz- und Kühlkreise vorhanden, hängt es von der vor Ort installierten Hydraulik und vom Heizungssystem ab, ob auf den Heizkreisen unterschiedliche Anforderungen – wie etwa Heizen und Kühlen gleichzeitig – möglich sind.
Sollwertvorgabe der Vorlauftemperatur – kombinierter Heizkreis/Kühlkreis
Bei einem kombinierten Heizkreis/Kühlkreis darf nur ein Wert geschrieben werden – entweder jener für die Vorlaufsolltemperatur Heizen oder für die Vorlaufsolltemperatur Kühlen. Beim Schicken des Werts 0 auf den jeweiligen Datenpunkt ist die Heizung bzw. Kühlung ausgeschaltet.
Anwendungsbeispiel: Die Kühlung soll über Kreis 1 erfolgen.
- Auf der Registeradresse „Vorlauf Soll Heizen Heizkreis 1“ ist der Wert 0 zu schreiben.
- Gleichzeitig schreibt man über die Registeradresse 23754 „Vorlauf Soll Kühlen Heizkreis 1“ den gewünschten Sollwert.
Ist auch eine Sollwertvorgabe für Warmwasser gewünscht, ist die Vorgehensweise zusätzlich wie folgt:
- Unter Registeradresse 1496 „Betriebswahl Warmwasser“ die Betriebsart 4 = „Konstant/dauernder Normalbetrieb“ schreiben.
- Anschließend lässt sich die Warmwassersolltemperatur mit der Registeradresse 1497 „Normal-Warmwassertemperatur“ vorgeben.
Der geschriebene Sollwert bleibt bis zum Senden eines neuen Werts aktiv. Kommt es zu einem Unterbruch, so ist der Sollwert immer noch aktiv, bis ein neuer Wert über Modbus empfangen wird.
Alle Details dazu finden Sie in der Modbus-Guideline in Beispiel 2.
Anwendungsfall 3
Vorgabe eines Temperatursollwerts über Modbus direkt an den Wärmeerzeuger
Wird die übergeordnete Regelung der Wärmeverteilung von der Gebäudeleittechnik übernommen, lässt sich ein Temperatursollwert im Handbetrieb auch direkt an den Wärmeerzeuger vorgeben.
Gehen Sie wie folgt vor:
- Die Betriebswahl des Wärmeerzeugers auf Handbetrieb stellen (Registeradresse 1561 „Betriebswahl Wärmeerzeuger“ auf den entsprechenden Wert schreiben: 0 für AUS, 4 für Heizen, 5 für Kühlen).
- Falls erforderlich, die maximale Leistung über Registeradresse 19484 „Handbetrieb Leistung Sollwert“ vorgeben (bei stufigen Wärmeerzeugern ist bis 49 % die erste Stufe und bis 100 % die zweite Stufe).
- Die gewünschte Solltemperatur direkt über Registeradresse 1562 „Solltemperatur Handbetrieb“ schreiben.
Der geschriebene Sollwert bleibt bis zum Senden eines neuen Werts aktiv. Kommt es zu einem Unterbruch, so ist der Sollwert immer noch aktiv, bis ein neuer Wert über Modbus empfangen wird.
Alle Details dazu finden Sie in der Modbus-Guideline in Beispiel 3.
Anwendungsfall 4
Vorgabe eines Leistungssollwerts über Modbus direkt an den Wärmeerzeuger
Wird die übergeordnete Regelung der Wärmeverteilung von der Gebäudeleittechnik übernommen, lässt sich ein Leistungssollwert im Handbetrieb auch direkt an den Wärmeerzeuger vorgeben.
Gehen Sie dazu wie folgt vor:
- Die Betriebswahl des Wärmeerzeugers auf Handbetrieb stellen (Registeradresse 1561 „Betriebswahl Wärmeerzeuger“ auf den entsprechenden Wert setzen: 0 für AUS, 4 für Heizen, 5 für Kühlen).
- Bei der Leistungsvorgabe ist es erforderlich, für das Kühlen einen niedrigen (z. B. 5 °C) und für das Heizen einen hohen (z. B. 80 °C) Temperatursollwert über die Registeradresse 1562 „Solltemperatur Handbetrieb“ zu schreiben. Diese Vorgehensweise setzt die interne Leistungsregelung des Wärmeerzeugers außer Kraft, damit dieser nur mehr auf die externe Leistungsvorgabe reagiert.
- Den gewünschten Leistungssollwert direkt über die Registeradresse 19484 „Handbetrieb Leistung Sollwert“ vorgeben.
Der geschriebene Sollwert bleibt bis zum Senden eines neuen Werts aktiv. Kommt es zu einem Unterbruch, so ist der Sollwert immer noch aktiv, bis ein neuer Wert über Modbus empfangen wird.
Alle Details dazu finden Sie in der Modbus-Guideline in Beispiel 4.
Anwendungsfall 5
Ansteuerung der Lüftungsanlage HomeVent über Modbus
Möchten Sie das Komfortlüftungsgerät HomeVent über Modbus ansteuern, gehen Sie wie folgt vor:
- Die Betriebswahl des Geräts über die Registeradresse 23622 „Betriebswahl Lüftung“ auf „Konstant“ stellen.
- Nach Aktivierung über die Registeradresse 23623 „Normal-Lüftungsmodulation“ die Sollluftmenge vorgeben.
- Um ein Überfeuchten zu verhindern, übersteuert die Luftfeuchtigkeit die Luftmenge. Über die Registeradresse 23626 „Feuchte Sollwert“ lässt sich die Sollluftfeuchtigkeit vorgeben. Wenn die „Feuchtigkeit Abluft“ – Registeradresse 23627 – von der Sollluftfeuchtigkeit abweicht, reguliert das System die vorgegebene Luftmenge entsprechend automatisch nach. Es kann also vorkommen, dass das System die geschriebene Luftmenge übersteuert, um ein Überfeuchten zu verhindern.
Der geschriebene Sollwert bleibt bis zum Senden eines neuen Werts aktiv. Kommt es zu einem Unterbruch, so ist der Sollwert immer noch aktiv, bis ein neuer Wert über Modbus empfangen wird.
Alle Details dazu sowie die möglichen HomeVent-Statusmeldungen finden Sie in der Modbus-Guideline in Beispiel 5.
Anwendungsfall 6
Leistungsbegrenzung für Deutschland gemäß §14a ENWG/netzdienliche Steuerung über Modbus
Über Modbus lassen sich die Heizleistung, Kühlleistung und Warmwasserleistung individuell pro Wärmepumpe begrenzen, jedoch nicht deren Stromaufnahme. Ausgenommen davon sind bestimmte Betriebszustände wie die Startroutine, in denen aus Sicherheitsgründen keine Begrenzung erfolgt.
Außerhalb dieser Betriebszustände lässt sich die Leistung individuell begrenzen. Bitte beachten Sie: Wärmepumpen benötigen je nach Typ gewisse Minimalleistungen von 25 % oder 30 %.
Zur Begrenzung gehen Sie wie folgt vor:
- Über die Registeradresse 27550 „Max. Leistung Heiz-Betrieb“, Registeradresse 27551 „Max. Leistung WW-Betrieb“ und Registeradresse 27552 „Max. Leistung Kühl-Betrieb“ schreiben Sie die gewünschten Werte.
Bei stufigen Wärmeerzeugern lässt sich über die Leistungsbegrenzung auf 49 % die zweite Stufe sperren.
Der geschriebene Sollwert bleibt bis zum Senden eines neuen Werts aktiv. Kommt es zu einem Unterbruch, so ist der Sollwert immer noch aktiv, bis ein neuer Wert über Modbus empfangen wird.
Alle Details dazu finden Sie in der Modbus-Guideline in Beispiel 6.
Anwendungsfall 7
Informationswerte des Wärmeerzeugers oder der Lüftung über Modbus auslesen – die Details
Für den Wärmeerzeuger wie auch für das HomeVent und die Heizkreise stehen eine Vielzahl nützlicher Informationswerte zur Verfügung. Jeder Wärmeerzeuger liefert sowohl Betriebs- als auch Statusmeldungen, Soll- und Ist-Temperaturen, Modulationsdaten sowie Daten zu Heizkreisen und der Warmwasserbereitung.
Bitte beachten Sie: Gibt es beispielsweise nur einen Heizkreis, bleiben die Daten für Heizkreis 2 und 3 leer. Ein ungemischter Heizkreis wird immer als Heizkreis 1 angezeigt.
Alle Details zu Informationswerten und Statusmeldungen finden Sie in der Modbus-Guideline in Beispiel 7.